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LOKALER BERICHT zu Bauschutt aus AKW sucht Deponie

Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe | AUS DER REGION | 17.03.2018 Seite 33
Deponie gesucht
Freigemessene Rückbauprodukte aus Atomanlagen bleiben ein Problem
Ausschreibung für Beton aus KKP und WAK
Philippsburg.
Der Landkreis sucht weiterhin Abnehmer für seine „freigemessenen mineralischen Abfälle“ vom Rückbau des
Kernkraftwerks Philippsburg (KKP) und der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe auf dem KIT Campus Nord (WAK).
Von Gesetzes wegen ist der Landkreis für die ordnungsgemäße Entsorgung auf einer Deponie zuständig. Doch er
hat keine mehr, die geöffnet wäre (die BNN berichteten mehrfach). Um die Abfälle loszuwerden, hat der Landkreis
jetzt eine Ausschreibung gestartet. „Die Briefe sind raus“, sagt Uwe Bartl, der den Abfallwirtschaftsbetrieb des
Landkreises leitet.
Was ist ausgeschrieben?
Sechs Jahre lang will der Landkreis jeweils 1 000 Tonnen des „freigemessenen mineralischen Abfalls“ von
KKP und WAK – insgesamt 12 000 Tonnen – loswerden. Dafür bezahlt er Geld.
Allzu hoch sind Anforderungen an die Deponie nicht – sie muss Abfall einer bestimmten Deponieklasse aufnehmen.
Deponien gibt es durchaus. Beispielsweise im nahen Enzkreis. Mit dem hat der Landkreis Karlsruhe sogar einen
Vertrag, der auch die Anlieferung mineralischer Abfälle umfasst.
Die Diskussion, wonach der entsorgungspflichtige Kreis Karlsruhe den in Rede stehenden „Atommüll“ beim
Vertragspartner Enzkreis loswerden kann, ist eine Luftnummer: Die freigemessenen mineralischen Abfälle
können zumindest derzeit nicht auf der Deponie Hamberg gelagert werden. „Für das Material, um das es geht,
haben wir keine Zulassung“, sagt Karl-Heinz Zeller. Der vormalige Umweltdezernent des Enzkreises ist jetzt
Geschäftsführer der Deponie Hamberg bei Maulbronn.

Indes könnte der Enzkreis ja die Genehmigung für die besagte Deponieklasse beantragen. Doch das wird er
wohl nicht tun – der Blick auf den Kreis Ludwigsburg lehrt das. Dort gab es mit Blick auf „Beton aus Atomkraftwerken“
massiven Bürgerprotest. Auch Ärzteorganisationen haben sich wie Umweltverbände gegen die Deponierung des
Materials vom Kernkraftwerk Neckarwestheim auf Hausmülldeponien ausgesprochen. Sie äußern Bedenken.
Anders der Kreis Karlsruhe:
Er sieht diesen Entsorgungsweg als den richtigen an und beruft sich dabei auf fachliche Expertise. Das
Umweltministerium ist ebenfalls der Auffassung, dass die Ablagerung dieser sehr gering radioaktiven Abfälle auf
konventionellen Deponien unbedenklich ist – Minister Franz Untersteller (Grüne) hat dies vor einigen Wochen bei
seinem BNN-Besuch nochmals bekräftigt.
Der Enzkreis hat noch ein anderes Problem. Gegen Jahresende wird sich der Kreistag des Enzkreises mit der
Zukunft der Deponie Hamberg befassen. Das war für den Zeitpunkt vereinbart, zu dem 75 Prozent verfüllt sind.
Das werde in etwa drei Jahren sein, sagt Zeller. Rechtzeitig solle deshalb geprüft werden, wie bestehende Verträge
weitergeführt werden. Das gelte auch für den mit dem Kreis Karlsruhe.
Der sitzt derweil weiterhin auf dem Problem. Findet er einen Abnehmer in einem anderen Bundesland, braucht
er die Erlaubnis des Umweltministers. Der vertrat bislang allerdings strikt die Linie, dass der Landkreis Karlsruhe
selbstentsorgungspflichtig ist.
Landrat Christoph Schnaudigel betont, dass sich der Kreis Karlsruhe dieser Pflicht bewusst ist und ihr nachkommen
werde.
„Im Sommer werden wir eine Deponiekonzeption für alle mineralischen Abfälle vorliegen haben. Wenn man aber
sieht, wie aufwändig und langwierig Suchverfahren heutzutage sind, ich nenne nur die Stichpunkte Raumordnungs-
und Planfeststellungsverfahren, dann muss man ehrlicherweise damit rechnen, dass die Abfälle anfallen werden,
bevor konkrete Deponiestandorte im Landkreis Karlsruhe gefunden worden sind. Deshalb erkunden wir durch die
Ausschreibung auch anderweitige Möglichkeiten, damit der Rückbau nicht aus diesem Grund verzögert wird.“
Matthias Kuld